Jens Gritzner finisht beim Inferno-Triathlon in der Schweiz (17.08.2000)

Nomen est omen: Der Inferno Triathlon steht einem Ironman in nichts nach; wer das Ding durchsteht gehört zu den ganz harten. Einer davon ist Jens Gritzner aus dem Tria-Team Seligenstadt, der 3,1 km Schwimmen, 86 km Radfahren, 31 km Mountainbikefahren und 25 km Laufen absolvierte. Da das für sich genommen zwar schon ordentliche Strecken sind, aber noch nicht so atemberaubend klingt, liegen auf der Strecke aber auch noch insgesamt 5500 Höhenmeter! Jens hat freundlicherweise einen kleinen Wettkampfbericht verfasst:

"Tja, was soll ich sagen, der Inferno-Triathlon war wirklich ziemlich genial. Der Name stammt im übrigen vom Inferno-Skirennen ab und nicht von der exquisiten Streckenführung, obwohl auch das gut passen würde, denn das, was die Skifahrer runterdonnern rennt man beim Berglauf hoch, sofern man noch von rennen reden kann. Und das sind ja nur ein paar der insgesamt 5500 Höhenmeter.

Zunächst mal war das Wetter am Wettkampftag - wie schon die Tage vorher - super. Nur Sonne und blauer Himmel und Temperaturen bis knapp 30 Grad. Da ich Wärme mag und Kälte hasse, also genau mein Ding.

Start war um 6:30 am Thuner See, der einmal zu durchqueren war. Streckenführung einfach gerade rüber, also super einfach mit der Orientierung. Das Wasser war knapp 20 Grad warm, spiegelglatt und super klar. Die 130 Teilnehmer und die Staffelschwimmer (ich glaube so 70) haben sich dann relativ schnell verteilt, so dass es nicht so ganz einfach war, in einer Gruppe zu schwimmen. Hat aber ganz gut geklappt, ich bin total entspannt geschwommen und als 18. der Einzelstarter mit einer 48er Zeit aus dem Wasser gekommen, Zeitnahme war nach dem Wechsel, so dass die 3:30 noch dazukommen.

Auf dem Rad gings dann nach ein paar Metern sofort den ersten Anstieg mit knapp 600 Höhenmetern den Beatenberg rauf. Also nix mit einrollen. Mein Ziel war es, möglichst locker zu bleiben, da die dicken Brocken ja noch kamen. Nach der Abfahrt nach Interlaken gings dann erstmal flach am Brienzer See entlang bis Meiringen. Von da gings dann von knapp 600 auf knapp 2000m zur großen Scheidegg hoch. Alles auf so ca. 15km oder so. Der Anstieg sieht auf dem Papier nicht so mächtig aus, ist aber unangenehm zu fahren, da er völlig unrythmisch ist. Immer wieder Rampen und flachere Stücke. Zum Glück war ich den im Training schon gefahren und wusste, was auf mich zukommt.

Besonders ab 1500m kam es ziemlich dick, mit einer Monsterrampe und danach zwischen 10 und 12% Steigung bis zum Pass. Auch hier war das erklärte Ziel, Kraft zu sparen, was zum Glück auch ganz gut klappte. Die Abfahrt nach Grindelwald war dann kein Problem, obwohl die Straße mächtig schmal war. Die Passstraße ist für den normalen Verkehr deswegen auch generell gesperrt und wird nur von Postbussen befahren, die die ganze Breite einnehmen. Am Raceday wurde das Problem so organisiert, dass vor bzw. hinter dem Bus ein Kradmelder der Schweizer Armee fuhr, der dem Bus meldete, dass ein Radfahrer kommt, woraufhin dieser so gut es geht an den Rad fuhr. Hat prima geklappt und zeigt, wie gut das Rennen organisiert war.

In Grindelwald war dann gegen 11:10 der Wechsel auf's Mountainbike für mich fällig. Zunächst ging es in eine kleine Senke und dann rauf zur kleinen Scheidegg, wobei das etwas irreführend ist, da diese mit über 2000m noch höher als die große ist. Der Aufstieg per MTB war technisch nicht schwer, zog sich aber ewig hin, was zum einen nervtötend war und zum anderen mächtig schweißtreibend, da mittlerweile die Sonne den Hang so richtig aufgeheizt hatte und bei 8 bis 10 km/h weht der kühlende Fahrtwind auch nicht so richtig. Kurz vor dem Pass kam dann noch eine kleine Passage zu Fuß, da es einfach zu steil und steinig wurde. Aber oben war dann ja die Verpflegung am Fuße der Eiger Nordwand, das hatte schon was. Von da kam dann die Monster-Highspeed-endloslang-Abfahrt über Wengen (ja genau: da wo immer der Skiweltcup ist) Richtung Stechelberg, der Talstation der Schilthorn-Seilbahn und der Wechselzone zum Berglauf.

Bis dahin lief es für mich wirklich optimal, da ich wirklich mal hinbekommen habe so locker wie möglich Rad zu fahren. Kräftemäßig war also alles bestens, trotzdem klappte es dann beim Lauf nicht mehr ganz so gut. Aber in anbetracht meines mangelnden Langstreckentrainings bin ich auch damit voll zufrieden. Ich hatte wirklich damit gerechnet, mich früher quälen zu müssen. Das Problem lag weniger an der Kraft, als mehr an der Atmung. Mächtige Seitenstiche und eine eher hechelnde Atmung statt tiefer Züge machen es halt schwer, Sauerstoff in den Körper zu kriegen, was bei Steigungen zwischen 10 und 30 Prozent (das ist kein Witz!) dann doch nachteilig ist ;-).

Naja, nach den ersten vier leicht abschüssigen Kilometern gings also in den insgesamt 2200m betragenden Anstieg. Übrigens gab's auch einen reinen Berglauf über die 21km, der von den Besten in etwas über 2 Stunden bewältigt wurde. Naja, ich habe da dann doch etwas länger gebraucht, da ich sehr viel gehen musste. Zunächst kommen 7km bis auf knapp 1500m (los gings bei knapp 800 oder so), die normalerweise noch einigermaßen laufbar sind. Dann kommt ein relativ flaches Stück bis Mürren, das selbst ich noch halbwegs laufen konnte.

Und dann der heftige Abschluss mit 1300m auf den letzten 8km. Und das ist echt der Wahnsinn. Selbst im Training konnte ich da an vielen Stellen nicht laufen, weil es einfach zu steil und steinig ist. Und ein flotter Wanderschritt ist da wesentlich schneller und effektiver. Der letzte Kilometer ist dann auch gleich das mächtigste mit 250 bis 300 Metern Höhendifferenz. Im Training 15 Minuten, im Wettkampf satte 30! Ok, ich war oben wirklich ziemlich leergebrannt, da seit Mürren mein Magen meinte nichts mehr verdauen zu wollen und ich das meiste in die traumhaft schöne Berglandschaft spuckte, und ich deswegen nur noch so 100 Schritte durchgehen konnte, bis ich ne kleine Pause brauchte, aber selbst damit war ich in guter Gesellschaft. Alles in allem war ich dann mit 11:36:43 Stunden oben auf dem Schilthorn in 2970 Metern Höhe und durch und durch glücklich und zufrieden.

Nachdem ich mich eine halbe bis eine Stunde erholt hatte gings auch wieder so halbwegs. Und das Panorama von Eiger, Mönch und Jungfrau, das man von der Schilthorn Plattform genießen kann entschädigt ja auch ein wenig ;-) !

Fazit: Für jemanden, der keine Angst vor den Bergen hat, der mal wieder einen Wettkampf haben möchte, bei dem das Ankommen mehr zählt als die Platzierung, der zudem perfekt organisiert ist und in einer fantastischen Umgebung stattfindet, für den ist der Inferno genau das Richtige und nur zu empfehlen. Ok, 350 sFr ist nicht wirklich billig, aber auch nicht teurer als ein Ironman und meiner Meinung nach wird dort mehr geboten. Übrigens werden ja auch Staffeln angeboten, aber darüber kann Birgit ja mehr erzählen.

Für alle Interessierten: Ausschreibungen, Rennberichte, Ergebnisse unter www.schilthorn.ch. Übrigens, die Bergstation, die man dort sieht, ist das Ziel des Inferno-Triathlon und auf der Panoramakarte kann man die Laufstrecke Stechelberg - Lauterbrunnen - Grütschalp - Winteregg - Mürren - Almendhubel - Kanonenrohr - Schilthornhütte - Schilthorn abschätzen, die unbestritten das abgefahrenste an diesem Wettkampf ist."

Parallel dazu wurde auch ein Staffelwettbewerb durchgeführt, bei dem jeder Teilnehmer eine der vier Disziplinen zurücklegt. Hier war Birgit Roßberg zusammen mit Monika Birk, Celine Breuer und Ute Kleber unterwegs. Gemeinsam belegten die "Hessen Bond Girls" den 30. Platz in der offenen Staffelwertung - knapp drei Minuten schneller als der Erste des Einzelwettkampfes, Stefan Riesen.

Platz Name Vorname Verein AK AK-Platz swim bike MTB run gesamt
1. Riesen Stefan Thömüs - Veloshop HKM 1. 55:00 3:11:45 1:38:58 2:48:43 8:34:27
49. Gritzner Jens Tria-Team Seligenstadt HKM 30. 51:48 3:49:06 2:10:43 4:45:05 11:36:43

zurück